Angekündigt war eine Lesung mit Stefan Bonner und Tilman Strasser mit dem Titel „Zurück in die 80er“. Leider ist Stefan Bonner kurzfristig krank geworden, sodass Tilman Strasser alleine auf die Bühne musste. Tilman Strasser ist dem einen oder anderen als Regionenschreiber für das Bergische Land vielleicht schon bekannt und auf der Internetseite Stadt-Land-Text NRW sind seine „kartographischen“ Geschichten nachzulesen.
Aber Tilman Strasser nur lesen ist zwar gut, aber ihn auch noch hören wesentlich besser. Seine Geschichten entstehen durch Zuhören, Hinhören, Beobachten und Befragungen. An manchen Stellen fühlt man sich auch ertappt. Als würde er uns einen Spiegel vorhalten. Oder wie wir zu sagen pflegen: er schaut den Leuten aufs Maul. Präzise, originell, aber nie herablassend gibt er wieder was ihm in der Region als würdig zu berichten erschien. Beim Lesen seiner Geschichten versteht es Tilman Strasser seiner Stimme entsprechenden Ausdruck zu verleihen und sich in sein Gegenüber hineinversetzen zu können. Er braucht keine großen Gesten um doch pointiert, nur durch seine Sprache, die wichtigen Dinge des Lebens zu erfassen. Dabei geht es um banale Dinge wie; Automarken, Rubbel-Tatoos, Wurst ist Männersache; aber auch um philosophische Gedanken z.B. zum Tod. Unaufgeregt zieht er seine Zuhörer in den Bann und steigert mit jeder Geschichte die Spannung. Zu guter Letzt kommen noch ein paar Limericks, die er auf grandiose Weise zu den einzelnen Städten gedichtet hat. Hier ein Beispiel:
Ein Ritter aus bergischem Lande
stritt mit einer diebischen Bande.
Er stritt gar mächtig!
Er ritterte prächtig!
Und floh (aber das nur am Rande).
Es war ein herrlicher Abend in einer angenehmen und stilvollen Atmosphäre und einer hervorragenden Location. Vielen Dank dem Team der neanderland Biennale für solche Abende.