Diogenes auf dem Eierplatz

Die Geschichte von Diogenes, der in einer Tonne lebte, ist allseits bekannt. Fast alle Informationen über diesen antiken griechischen Philosophen wurden laut Wikipedia in Form von Anekdoten überliefert, deren Wahrheitsgehalt noch heute Gegenstand wissenschaftlicher Spekulationen ist.

Es ist eine besondere Idee, auf Basis dieser spekulativen Anekdoten, ein Ein-Mann-Stück zu inszenieren.

Der Schauspieler Peter Trabner, nicht zuletzt aus dem TV durch Soko oder Tatort bekannt, kam auf diese Idee und hat das gut 50köpfige Publikum gekonnt in das Leben Diogenes entführt.

Schauplatz war der Monheimer Eierplatz, der, zwar passend zum Stück auch als Marktplatz fungiert und nach dem aufwändigen Umbau sicherlich zum Stolz der Stadt zählt, aber letztlich völlig ungeeignet für die Aufführung war. Trabner musste gegen das heftige und unregelmäßige Wasserrauschen des zentralen Brunnens anbrüllen. Eine Tortur, sowohl für den Schauspieler als auch für die Zuschauer. Er selbst hatte im Vorfeld versucht, den Monheimer Bürgermeister davon zu überzeugen, für nur 60 Minuten den Brunnen auszuschalten – ohne Erfolg.

So blieb bis zum Ende offen, ob oder an welcher Stelle das Brüllen zum Stück gehörte oder der Örtlichkeit geschuldet war.

Zurück zur Handlung:

Wer mit einem schweren, kopflastigen Stück gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Trabner zeichnete mit viel Dynamik und Humor, mit Partizipation der Zuschauer und mit überraschenden Perfomance-Aktionen das Leben des Philosophen nach.

Er verband die Antike mit der Gegenwart und wandelte leichtfüßig durch die Jahrtausende. Da durften Bezüge zu den Klimaklebern und dem Monheimer Bürgermeister nicht fehlen.

Zu Beginn eines Lebens spielen die Eltern eine Rolle und somit wurden kurzerhand zwei Zuschauer verdonnert, die Eltern von Diogenes spielen. Sie sollten dann gleich erzählen, wie sie sich kennen gelernt und Diogenes gezeugt haben.

Unter Zuhilfenahme von diversen Requisiten, Applaus-, Ahhs- und  Ohhs-Pappschildern und poppigen Musikeinspielungen nahm die Handlung ihren Lauf.

Auch wenn die weltberühmte Szene mit Alexander dem Großen, aufopfernd gespielt von Michael aus Langenfeld, bekanntlich mit dem Wunsch: „Geh mir aus der Sonne“ endete, war dies nicht der Höhepunkt der Inszenierung.

Bei der Veranschaulichung von Diogenes Performances auf dem Marktplatz gab Trabner alles: Da flogen Prospekte und (Papp-)Teller ins Publikum; als dann das Wasser gespritzt wurde, flüchteten zwei Zuschauer.

Das Leben als Asket – selbst eine Tasse ist überflüssig, wenn man seine gewölbte Hand zum Trinken nutzen kann – wurde alsdann unserer Überflussgesellschaft gegenübergestellt.

„Ich habe mich bei allen Gegenständen gefragt: Macht mir das noch Freude? Nein – dann ab in die Tonne.

Der Durchschnittsdeutsche hat 10.000 Teile auf 47 m².“

Und dann kam das Finale: ein Wortrausch der die Überfluss- und Wegwerfgesellschaft lautstark über dem Eierplatz ergoss: „Ich will …, ich will…, ich will.“ Eine schier endlose Aufzählung von Luxusartikeln der in dem Rat eines Dritten mündete: Du kannst aufhören zu schreien, wenn das neue Flüchtlingsheim gebaut wird und den Bewohnern zurufen: Ich hab` doch nichts.