Theater Fragile brilliert in Mettmann

Are you ready?

… lautete die über allen Szenen schwebende Frage nach der Bereitschaft, anzuerkennen, dass der Klimawandel, Menschen-gemacht und längst da ist. Wie kann man Gewohnheiten ändern, den Wandel verlangsamen oder gar stoppen. Dass wir das nur alle zusammen hinbekommen, das war die Botschaft der Performance der fünf Schauspielerinnen, die voller Ernst, Spaß und einem Querschnitt durch die gesamte Gefühlspallette die Botschaften aus dem Lautsprecher untermalten. Erneut ein aktuelles, Gesellschafts-politisches, existenzielles und auch kontrovers diskutiertes Thema, das die Mitglieder des Theater Fragile in einer Mischung aus Performance unter Einbeziehen von eingespielten Antworten zahlreicher Menschen, die sie vorher zu ihrer Meinung über den Klimawandel befragt hatten. Zu verschiedenen Themenblöcken zusammengefasst, setzten die fünf Frauen mit viel körperlichem Einsatz das Geäußerte bei strahlendem Sonnenschein um: Von Ablehnung bis zur Negierung, von Angst bis zu Hoffnungslosigkeit sowie von Fatalismus bis zu Hoffnung, gemeinsam das Steuer noch einmal rumzureißen, reichten die gegebenen Antworten, von den fünf Frauen in Bewegung umgesetzt, unter „Zuhilfenahme“ von aus Wellpappen zusammengepressten Blöcken. Mit diesen drückten sie „weiter so“ aus, indem sie sie sich auf den Kopf setzten und im wahrsten Sinne in „blinden Aktivismus“ verfielen. Dann wurden Verstecke mit den Blöcken gebaut, um sich abzuschotten, zu verstecken aus Angst vor dem, was noch kommt und/oder „den Anderen, den Fremden“. Dann wurden die Blöcke zu Mauern, auf die sich die Schauspielerinnen vor imaginärem Hochwasser retten konnten, eingespielter Regen versetzte in die Hochwasser-Katastrophe vor zwei Jahren. Dann wurden die Blöcke wiederum in wildem Aktionismus aufgestapelt und zum Schluss zu Brücken gelegt, die sternförmig vom Publikum aus bis zur Mitte, in die die Schauspieler die Zuschauenden führten.

Denn das Publikum saß nicht nur auf Bierbänken im Rund auf dem Platz vor der Königshofgalerie, sondern wurde einbezogen. Bereits vor dem eigentlichen Beginn. Da baten die Schauspielerinnen sie, eigene Gedanken zum Thema zu notieren. Einige lasen ihre Sätze im Verlauf der Performance selbst vor. Im Schlussteil wurden einzelne Zuschauer aufgefordert, die Brücken aus den Pappblöcken mitzubauen, die sie von den Frauen überreicht bekamen. Keine von ihnen sprach, sondern drückte pantomimisch aus, was sie wollte. Doch auch Sprache setzten die fünf wahnsinnig präsent agierenden Schauspielerinnen ein: Murmeln und Wiederholen einzelner Sätze wie „Klimawandel ist jetzt“, auch gesungen wurden Ideen und Gedanken oder auch Ängste: „Will was verändern, aber was. Will was wollen. Will was vermeiden. Will was wollen! Will was bewegen, aber was? Will  ich das? Will die Welt retten! Ich will was wollen!“.

Anders als das Stück „Wie Du in den Wald hineinrufst“, das die Truppe des Theaters Fragile am Wochenende davor in Langefeld als Hörparcours installiert hatte, endete diese Performance versöhnlicher, mit einem Lied, dessen Refrain viele der Zuschauer, einige blieben spontan auf dem Weg zum oder vom Einkaufen stehen oder setzten sich sogar, mitsangen und auch klatschten. Wenn auch die Choreografie – ausatmen, mehrfach in die Hände klatschen und auf das Herz klopfen – einige überforderte. Dies führte zu viel Lächeln und Lachen sowie gelöster Stimmung, die Botschaft mitzunehmen: „umdenken, umsehen, verändern, verstehen, Perspektiven wechseln, neue Wege gehen, Eigeninitiative ergreifen.“

Hoffnungsvoll Susann Krüll