Wie du in den Wald hineinrufst…Theatre Fragile

„Die Natur wird das überstehen, der Mensch aber nicht.“

Der Wald um die Wasserburg Haus Graven in Langenfeld ist mit seinen Wegen, Bächen und der wilden Natürlichkeit ein ganz besonderer Ort, den viele Spaziergänger schätzen.

Für den „interdisziplinären Hörparcours“ zum Thema Wald im Rahmen der neanderland BIENNALE war dieser Wald gut gewählt.

17 Menschen ließen sich nach einer kleinen, sympathischen Einführung von Station zu Station führen. Sie lauschten den aufgezeichneten Texten. Texte von Personen, die eine besondere Verbindung zum Wald haben: Kinder, Jäger, Holzarbeiter und -fabrikanten, Pfadfinder, Naturschützer, die das Theatre Fragile zu Audiocollagen zusammengeschnitten hatte.

Sie lauschten zugleich den Geräuschen des Waldes: Das Rauschen der Blätter in den Baumwipfeln, das Gurgeln des Baches, der Gesang der Vögel aber auch das monotone  Autobahnrauschen durch den Westwind.

Station 1

In loser Folge laden Stühle zum Platznehmen ein. Menschen berichten von ihren Erfahrungen und Empfindungen mit dem Wald. „Ich kann es nur jedem einmal raten, sich eine Stunde in den Wald zu setzen. Alles verändert sich. Ein Vogel kommt z. B. ganz nah heran. Das sind besondere Erfahrungen. Der Wald ist gut zu den Menschen.“

Station 2

An den Stühlen BAUMeln Ferngläser für Beobachtungen. Hierzu werden Einspielungen mit der Frage zum Lieblingstier hörbar. Eine mutige Zuhörerin sitzt auf einer Insel im Bach.

Station 3

Nun ändert sich die Stimmung: Auf Paletten sitzend hören wir, wie ein Baum gefällt wird. Es folgen Statements zum Thema Holz als Rohstoff. „Bei der Eiche dauert es 200 Jahre, bis sie nutzbar wird.“ „Das Problem ist der wirtschaftliche Druck.“

Station 4

Klimawandel: Erst der Sturm Cyrill, danach Frederike, es folgen Trockenjahre und der Borkenkäfer. Wir hören von dem sinkenden Grundwasser und den Wurzeln der Bäume, die somit nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden. „Wir müssen Abstriche von unserer Lebensqualität machen.“ Die Wortbeiträge sagen nichts Neues – sie erzielen dennoch durch die Unmittelbarkeit im Wald eine stärkere Wirkung als zu Hause im Wohnzimmer.

Station 5

Hier kommen Naturschützer zu Wort. In Hängematten liegend hören wir von ihrem Einsatz, ihrem Antrieb und ihrer Ernüchterung. „Die Naturschutzgesetze sind zu schwach.“ „Wenn ich Blüten im Wald sehe, erzeugt das in mir ein Lächeln.“ „Im Kapitalismus geht es nur um Wachstum. Dies ist ein Irrweg.“

Station 6

Zum Schluss liegen wir auf Laken auf dem Boden und schauen ins Geäst. Entspannt hören wir von den Kreisläufen der Natur, der Relativität von Zeit und den Parallelen zur Menschheit.

Auf dem Rückweg zur Wasserburg bekommen die Personen, die wir gehört haben, einen Namen. An Hörstationen steht auf Pappschildern neben dem Namen die Verbindung zum Wald. Die eingesammelten Blätter der Teilnehmenden können zum Abschluss mit Farbe für kleine Druckwerke genutzt werden.

Das ambitionierte Vorhaben des Wald-Parcours für alle Sinne lud zum  öHörstationen

Perspektivwechsel ein.

Ob diese meditative und zugleich verkopfte Wald-Erfahrung in ein Theater-Festival passt, muss jede/r für sich entscheiden.

Weiterhin bleiben Zweifel, ob der deutlich erhobene Zeigefinger bei den Besucher*innen ein Umdenken erzeugt hat.