Von Mauern und Menschen – „Mauerrisse“ vom Teatro Due Mondi

Das Stück „Mauerrisse“ der italienischen Theater-Gruppe „Teatro Due Mondi“ ist eigentlich ein klassisches Straßentheater. Dies passt zur Philosophie der Gruppe, die Theater zugänglicher machen möchte. An diesem Freitag war es aufgrund der unsicheren Wettervorhersage nicht möglich im Freien zu spielen, aber zum Glück konnte die Veranstaltung in die Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Hilden umziehen.

Schon beim Hineingehen fiel der Blick der Zuschauenden auf die minimalistische Kulisse. Vier silberne Trennwände, die frei im Raum bewegt werden konnten. Gespielt wurde nicht auf einer Bühne, sondern in der Mitte der Aula. Die unterschiedlichen Charaktere wurden durch zugespitzte Kostüme porträtiert. So die reichen Europäer in weißer Kleidung im Stile der 1920er oder die „Reisenden“ mit Taschen und übergroßen, schwarzen Mänteln.

Besonders beeindruckend war das audiovisuelle Zusammenwirken – die Szenen wurden angekündigt und unterbrochen von lauten Flugzeuggeräuschen oder wummernden, dröhnenden Bässen. Auch die begleitenden Lieder – teils selbst gesungene italienische Lieder, teils Coverversionen bekannter Songs wie „Gangsta’s Paradise“ vom Band – ergänzten das Spiel leichtfüßig. Einmal im Sog des Theaters waren auch die Sprachhürden verschwunden und die Mischung aus englischen, italienischen und deutschen Sprachfetzen wurden durch Gestik ergänzt zu einem stimmigen Gesamtbild.

Das Hauptmotiv des Stücks war allerdings das Überwinden, Überspringen von Mauern. Einer Sisyphus-Arbeit gleichend versuchten „Reisende“ oder„Fremde“ immer wieder die Mauern zu überwinden. Durch Anklopfen, durch Laufen und Klettern. Doch was als lustiges Versteckspiel beginnt, endet in der bedrohlichen Kulisse des Meeres. Die Mauer – nun von einem Schiff der Küstenwache besetzt – lässt einen strauchelnden, kämpfenden Menschen nicht hindurch. Ein Rettungsring wird geworfen, aber auch er kann nicht helfen. Der Mensch sinkt zu Boden.

Vor allem unser Umgang mit diesen Mauern und Grenzen wird hinterfragt. Die weißen Gestalten ziehen sich hinter Mauern zurück, verstecken ihre Güter dahinter und spielen Badminton über die Zäune, die andere ausgrenzen.

Das Unter-Sich bleiben, das bedeutet nicht Lernen zu müssen. Es ist ein Wir gegen Sie. Das Fremde wird zum Sündenbock gemacht. Die Berliner Mauer – die hätte man feierlich überwunden, doch kaum dass das Festtagesgeschirr abgeräumt war, errichtete der Mensch schon neue Grenzen.

Der Schluss hingegen wirkte hoffnungsvoll, beinahe versöhnlich. Nach der Verbeugung begann munterer italienischer Pop zu spielen. Nach und nach tanzte das ganze Publikum ausgelassen mit den Schauspielern durch die Kulisse.