Vorher/Nachher – Die Verwandlung der Welt

Ein Auto-Theater im Parkhaus

Die kalte Atmosphäre eines Parkhauses diente als Bühne für das in der Pandemiezeit entstandene Stück „Vorher/Nachher – Die Verwandlung der Welt“ frei nach dem Buch von Franz Kafka „Die Verwandlung“.
Die Schauspieler befinden sich in großen, aufgeblasenen Laufbällen. Das grelle Licht gibt dem Spiel eine surreale Umgebung. Gespielt wird auf einer als Laufsteg angelegten Bühne, in deren Mitte sich der Hauptakteur befindet. Verwandlung, Mutation, Abschottung, Einsamkeit und die sich daraus entwickelnde Metamorphose der Gesellschaft sind der Inhalt des Schauspiels.
Bei der Geschichte geht es um Gregor Samsa, der sich über Nacht in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt. Er lebt noch mit seiner jüngeren Schwester bei den Eltern und sorgt für den Lebensunterhalt der Familie. Von Sorge über Hilfe bis Ekel verwandelt sich die Familie nach seiner Umgestaltung und verändert ihr Verhalten sowohl psychisch als auch physisch.
Die Erzählung hat unverkennbar autobiografische Züge. Interpretationen gibt es viele, allerdings entzieht sich auch dieses Werk Kafkas beharrlich einer endgültigen Deutung. Also gibt es genug Platz für eigene Gedanken.
Das (ein) Ungeziefer wälzt sich während des gesamten Stücks in extremer Langsamkeit über die Bühne und ist dadurch allgegenwärtig.
Ein enorm starkes Stück, absolut in die Zeit passend und fantastisch initiiert. Es hätte zumindest in der Abendvorstellung mehr Zuschauer verdient. Es gab trotzdem reichlich Applaus und sowohl Spieler als auch Zuschauer waren zufrieden, dass auch nach einer langen, coronabedingten Abstinenz Kultur wieder stattfinden kann.