Ursi Pfennig – Eine Frau

Eine melancholische Frau in der Neandertal Höhle

Eine geniale Location, eine nachdenkliche, manchmal sehr melancholische Musikerin mit wunderschönen Liedern, ein begeistertes Publikum und schon war es ein gelungener Abend. Ursi Pfennig machte Station in der Neandertalhöhle im Neandertal No. 1 von Caterina Klusemann. Zusammen mit ihren Musikern Fritz Dinter, Akustikgitarre, und Fabio Nettekoeven, Lap-Steel-Gitarre, unterhielt sie das Publikum zwei Stunden lang.

Ursi Pfennig wurde als Aniko Kanthak in Leipzig geboren und studierte nach dem Abitur Jazzgesang an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, seit 2018 unterrichtet sie Songwriting an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, sie ist Produzentin, Songwriterin und Sängerin und verbindet Nostalgie mit Wagemut. Sie vermittelt den Zuhörern den Touch einer Chansonsängerin wie Marlene Dietrich, Hildegard Knef oder, wenn wir nach Frankreich schauen, Juliette Gréco. Na ja, ein bisschen fehlt noch, aber Ursi ist ja noch jung und kann sich noch steigern, wie das Publikum feststellt. Ursi hat lange gesucht und Songs im Stil amerikanischer Songwriter wie James Taylor oder Joni Mitchel arrangiert, bis sie den richtigen Sound für ihre deutschen Songs gefunden hat. Ursi singt ihre Lieder ausschließlich auf Deutsch. Es sind überwiegend Balladen und melancholische, gefühlvolle Lieder, die sie mit ihren Musikern Fritz und Fabio zu einem stimmungsvollen Bandkonzept ausgearbeitet hat. Ihre Songs laufen nie Gefahr, kitschig zu werden und in der deutschen Schlagerecke zu landen.

Je näher es auf 20 Uhr zuging, desto mehr knisterte es, denn die meisten der rund 50 Zuschauer, mehr hätten der Höhle auch nicht gutgetan, kannten Ursi Pfennig und ihre Musik nicht. Umso erstaunter waren sie nach den ersten Liedern, die engagiert und mit Herzblut vorgetragen wurden. Insgesamt waren alle sehr melancholisch, was von Ursi auch so gewollt war. Ich denke, der eine oder andere Zuschauer hätte sich auch ein etwas lebhafteres, fröhlicheres Stück gewünscht, aber auch so unterhielt Ursi ihr Publikum hervorragend und bekam nach jedem Lied verdientermaßen herzlichen, warmen Applaus, der ihre Seele streichelte und ihr sichtlich guttat.

Es waren Gott sei Dank keine atemlosen Trällerlieder, sondern textlich schon anspruchsvolle Lieder, bei denen der Zuhörer gefordert war, zuzuhören und über den Text nachzudenken. Und das war gut so.

Dass Ursi Pfennig eine bodenständige Künstlerin ist, merkte man daran, dass sie auch mal ein Lied neu anstimmen musste. Ich glaubte ihr gerne, dass sie etwas durch den Wind war und freute mich umso mehr, als die Wiederholung klappte und der Applaus noch lauter wurde. Auch das letzte Lied musste neu angestimmt werden, aber ein Traubenzucker aus dem Publikum half enorm. Die Höhle ist doch eine kleine Herausforderung für Musikinstrumente und Stimme.

Natürlich durfte am Ende des Programms eine Zugabe von Ursi nicht fehlen. Was das Publikum nicht ahnte: Es gab zwei Zugaben. Bei der letzten mussten sie selbst aktiv werden. „Der Mond ist aufgegangen“, ein Gedicht von Matthias Claudius, vertont von Johann Abraham Peter Schulz, war angesagt. Das Publikum bekam den Summ Part und Ursi die Textpassagen.

So ging ein schöner kurzweiliger musikalischer Abend zu Ende mit dem Hinweis von Ursi, dass es zum Weltfrauentag am 08. März 2024 einen Tonträger von ihr geben wird. Natürlich in Vinyl. Die älteren Konzertbesucher applaudierten kräftig.